Wissenswertes rund um Aktiensplits

Mit großer Aufmerksamkeit werden wohl auch Kleinanleger die Aktiensplits von Amazon (06. Juni 2022) und der Google-Mutter Alphabet (01. Juli 2022) verfolgen. Beide Unternehmen sind seit Jahren auf der Überholspur und ihre Kurse steigen kontinuierlich. Aktiensplits oder Abspaltungen (Spin-Offs) von ausländischen Unternehmen bereiten deutschen Anlegern aber oft steuerliche Probleme. Alles rund um das Thema Aktiensplit findest du in diesem Blogartikel. Die Tücken der steuerlichen Behandlung zeige ich in Teil 2 "Achtung! Steuerliche Fallstricke bei Abspaltungen und Aktiensplits.

Inhaltsverzeichnis

    1. Was ist ein Aktiensplit?

    Definition nach Wikipedia:

    "Ein Aktiensplit ist eine Kapitalmaßnahme von Aktiengesellschaften, bei der ein Umtausch von existierenden Aktien in eine größere Anzahl neuer Aktien mit einem geringeren Nominalwert durchgeführt wird. Das Gegenteil ist die Aktienzusammenlegung."

    Bei einem Aktiensplit werden durch eine festgelegte Quote bestehende Aktien in eine größere Anzahl neuer Aktien mit einem geringeren Wert umgewandelt. Teilt ein Unternehmen seine Aktien im Verhältnis 1:2, wird die Anzahl der ausstehenden Anteilsscheine verdoppelt, während der Preis je Wertpapiere halbiert wird.

    Der Preis pro Aktie reduziert sich dabei unmittelbar und die Aktien wirken auf den ersten Blick günstiger. Ob eine Aktie allerdings 10 €, 100 € oder 1.000 € kostet, sagt nichts über die Qualität eines Unternehmens aus.

    2. Warum machen Unternehmen einen Aktiensplit?

    2.1 Aktienkurs wird attraktiver

    Hohe Aktienkurse wirken für Privatanleger oft abschreckend. Durch den Aktiensplit wird die Hemmschwelle für neue Investoren niedriger und Kleinanleger überlegen sich jetzt dann doch einzusteigen. Und das auch ohne die Bewertung des Unternehmens für sich zuerst zu prüfen (siehe auch 2.4.1).

    Spricht der geringere Aktienkurs eine größere Zielgruppe an und kaufen nun folglich auch mehr Anleger Aktien, steigt der Kurs allein aufgrund der erhöhten Nachfrage.

    2.2 Aus Sicht der Unternehmen

    Das Verhalten von Privatanlegern wird von den Unternehmen bewusst einkalkuliert. Kurz gesagt: Sie versuchen auf diesem Weg die eigenen Aktien attraktiver zu machen. Häufig löst sogar bereits die bloße Ankündigung eines Aktiensplits ein höheres Kaufinteresse bei Anlegern aus.

    Die steigenden Aktienkurse bescheren den Unternehmen dann im Umkehrschluss frisches Kapital, ohne eine Kapitalerhöhung durchführen zu müssen. Oft führt das dann zu einer Verwässerung der Altaktien und ist wenig beliebt bei Altaktionären.

    2.3 Durchschnittliche Performance von Unternehmen bei Ankündigung eines Aktiensplits

    Eine Analyse der Bank of America (BoA) zeigt, dass sich Aktien nach einem Split positiver entwickelt haben: Die Rendite betrug in den nachfolgenden 12 Monaten nach einem Aktiensplit rund 25 %. Im Vergleich dazu erreichte der US-Aktienindex S&P 500 eine Rendite mit rund 9 %.

    Aktiensplits haben sich also in der Vergangenheit für die Unternehmen und deren Anleger durchaus als vorteilhaft entwickelt, wie die folgende Abbildung der BofA Research Investment Committee zeigt.

    Aktiensplits lohnen sich aus Anlegersicht – (

    aktien-mag.de

    )

    2.4 Aus (Vor-) Sicht der Anleger

    2.4.1 Unternehmensbewertung

    Die Statistik zeigt, dass durch die Aktiensplits durch Amazon und Alphabet, die ein Verhältnis von 1:20 angekündigt haben, für Privatanleger die Unternehmen noch interessanter werden. Der Einstieg fällt wegen des geringen Aktienkurses leichter und die Entwicklung scheint positiv zu verlaufen.

    Wichtig ist aber, ob du Unternehmensaktien auch bereits vor dem Split gekauft hättest, weil du von der Qualität überzeugt bist. Wenn du nur aufgrund der Maßnahme selbst investieren willst, dann bist du in der Spekulation, mit der ein deutlich höheres Risiko einhergeht.

    Wann werden häufig Aktiensplits durchgeführt?

    a) Wenn Aktienkurse über einen längeren Zeitraum bereits enorm angestiegen sind oder

    b) sich die Aktien seit einiger Zeit in einem Seitwärtstrend befinden.

    In der Regel sollten diese beiden Punkte schließlich keinen Kaufgrund für Kleinanleger darstellen. Daher sollten gerade neue Investoren zunächst die Datenlage gut recherchieren, bevor sie ihr Geld investieren.

    Deswegen empfehle ich: "Verstehe zuerst die Anlage, in die du investieren willst; erst dann nimm dein Geld in die Hand für die Investition. Das gilt generell bei allen Investitionen".

    2.4.2 Diversifikation beachten

    Der allgemeine und auch sinnvolle Investitionsrat "Nicht alle Eier in einen Korb legen" folgt einer breiten Diversifikation. Entscheidest du dich (vielleicht neben einem ETF) für Einzelaktien, wirst du schauen müssen, dass diese dann nicht gleich einen hohen Anteil in deinem Depot ausmachen werden. Bereits eine Aktie von Amazon und Alphabet kosten jeweils über 2.000 €. Obwohl sich die Börsen aufgrund der wirtschaftlichen Lage (Ukraine-Krieg, die hohe Inflation, Korrekturen im Tech-Bereich) seit Wochen im Abwärtstrend befinden.

    Ich zeige dir das mal an einer Beispielrechnung:

    Kaufst du also nur jeweils eine Aktie der beiden Unternehmen, hast du bereits über 4.000 € investiert. Bei einem kleineren Depot von rund 20.000 € ist dann mit einer Investition von 4.000 € also eher wenig diversifiziert. Das sollte dir vorher bewusst sein.

    Hinweis: Natürlich kannst du auch mit Sparplänen langsam deine Einzelaktien aufbauen; auch dann ist auf die Diversifikation zu achten.

    3. Bekannte Aktiensplits in der Vergangenheit

    Amazon und Alphabet sind nicht die einzigen bekannten Unternehmen, die Aktiensplits angekündigt und durchgeführt hatten. Auch Tesla plant nach 2020 seinen zweiten Aktiensplit für 2022. In der Vergangenheit haben beispielsweise Google (2014), Starbucks (2015) und Apple (2020 und 2014) ihre Aktien gesplittet. Ebenso Dax-Konzerne wie SAP, Siemens, Beiersdorf, Henkel, BASF, Merck, EON und Fresenius haben ihre Aktien gesplittet. Das ist jedoch schon einige Jahre her.

    Nachfolgend siehst du einen Auszug von bereits durchgeführten Aktiensplits seit 2008 bis heute von internationalen Unternehmen, die sich immer wieder umstrukturieren und für die Zukunft neu aufstellen.

    Unternehmen

    Verhältnis

    Datum

    Alphabet

    1:20

    01.07.2022

    Amazon

    1:20

    06.06.2022

    Lang & Schwarz

    1:3

    16.08.2021

    Bechtle

    1:2

    16.08.2021

    Tesla

    1:5

    31.08.2020

    Apple

    1:4

    1:7

    31.08.2020

    06.06.2014

    Puma

    1:10

    10.06.2019

    Sartorius

    1:4

    13.06.2016

    Starbucks

    1:2

    09.04.2015

    Google

    1:2

    02.04.2014

    Merck KGaA

    1:2

    11.06.2014

    Fresenius SE

    1:3

    04.08.2014

    Commerzbank

    10:1

    (Aktienzusammenlegung)

    24.03.2013

    Porsche

    1:10

    03.03.2008

    BASF

    1:2

    27.06.2008

    Auszug: Aktiensplits von 2008 bis 2022 - vollständige Übersicht unter

    boerse.de

    4. Fazit

    Du siehst, dass Aktiensplits regelmäßig durchgeführt werden. Unternehmen setzen Aktiensplits immer wieder bewusst ein, um Kapitalmaßnahmen zu steuern und das Verhalten von Kleinanlegern zu beeinflussen. Es ist spannend, wie sich die Aktienkurse anschließend entwickeln werden. Denn trotz allem kann man die Entwicklung nie wirklich vorhersagen.

    Wichtig ist in meinen Augen, dass du dir vorher die Unternehmen anschaust und für dich beurteilst, ob sie in dein Portfolio passen. Schließlich ist eine breite Risikostreuung immer noch das vernünftigste für ein langfristiges Investment. Sich bei erfahrenen Anlegern zu informieren, welche Aktien von ihnen gekauft werden, ist nicht verkehrt. Ein blindes Nachkaufen ist allerdings nicht zu empfehlen. Investitionen und Vermögensanlagen sind immer ein individuelles Thema und jeder hat unterschiedliche Ausgangspunkte und Ziele. Hier hilft nur, sich informieren und sich seiner Bedürfnisse und Ziele bewusst werden.

    Aktiensplits oder Abspaltungen (Spin-Offs) insbesondere von ausländischen Unternehmen bereiten deutschen Anlegern oft steuerliche Probleme. In meinem zweiten Blogartikel gehe ich daher auf die steuerliche Behandlung ein und stelle dir die Tücken vor.

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